30. Juli 2021 |
| GeSK

40 Jahre Memphis-Design: Ernesto Gismondi von ARTEMIDE und Ettore Sottsass haben eine neue Design-Ära geprägt

Form follows function, less is more lauteten die Devisen für Design und Architektur seit dem Bauhaus. Alltags- und menschenfern fand 1981 der damals schon als Industrie- und Produktdesigner etablierte Ettore Sottsass diese Leitsätze. Sottsass, 1917 geboren, ist einer der großen Innovatoren unserer Zeit und schrieb bis zu seinem Tod 2007 Designgeschichte. Mit gleichgesinnten Designern und Architekten wie Michele De Lucchi, Barbara Radice und Matteo Thun gründete er eines Abends in seiner Mailänder Wohnung eher zufällig die Memphis-Bewegung. Namensgeber ist der Legende nach der Bob-Dylan-Song „Stuck Inside of Mobile with the Memphis Blues Again“, der im Hintergrund lief. Memphis steht so für die Geburtsstadt des revolutionären Rock’n’roll und gleichzeitig für die untergegangene Hauptstadt des alten Ägypten.

Ein perfektes Synonym also für den neuen Designansatz der Gruppe. Frei von funktionalen Zwängen entstanden Produkte, die das Spiel mit Formen, Farben und Dekoren feierten. Inspirationsquelle war die Alltagskultur – Mode, Musik, Comic und Film. Elementare Formen wie Kegel, Kugeln, Pyramiden oder Würfel definierten die Möbel, leuchtende Farben und Oberflächen aus Kunststofflaminaten formten die unverwechselbare Optik der Memphis-Entwürfe und sorgten weltweit für Aufmerksamkeit. Aber nicht nur das Erscheinungsbild war neu, sondern auch die Einstellung zum Design. Form follows emotion, Spaß an der Form, zwangloser Einsatz von Materialien und vor allem der betonte Antifunktionalismus brachen mit den Konventionen.

Dieses Jahr, 2021, feiert das Memphis-Design, das nur ein knappes Jahrzehnt für Furore sorgte, seinen 40. Geburtstag. Neben Ettore Sottsass gehörte auch Ernesto Gismondi zur Gruppe. Stets ein Innovator war er einer der Mitgründer und Förderer der avantgardistischen Bewegung. Der in diesem Jahr verstorbene Gründer und Geschäftsführer des italienischen Leuchtenherstellers Artemide war auch Architekt und Designer. Viele ikonische Artemide-Leuchten stammen aus seiner Feder. Ursprünglich Luft- und Raumfahrttechniker kam er über die Faszination für zukunftsweisende Werkstoffe zum Produkt- und Industriedesign. Seit jeher seiner Zeit voraus realisierte Artemide dank Gismondi viele der Memphis-Designs. Mitte der Achtziger brachte Artemide Sottsass‘ Tischleuchte Pausania heraus, deren Design ein Brückenschlag zwischen Funktion und Spiel, Chrom und Plastik, effektivem Licht und Stimmung ist. 1982 ging die Stehleuchte Callimaco in Produktion. Auf den ersten Blick ein klassischer Garderobenständer entpuppt sie sich beim Einschalten als fantasievolle Kombination aus Lichtspender und Objekt. Mit der Callimaco-LED ist mittlerweile auch eine Variante mit energieeffizienter LED-Beleuchtung zu haben.

Auch wenn die Ära des Memphis-Designs kurz war und die Gruppe ein Kind der Postmoderne blieb, revolutionierte sie dennoch nachhaltig unser Verständnis von Design: „Design ist ein Mittel, das Leben zu erfassen, Gesellschaft, Politik, Erotik, Essen und sogar Design zu erörtern. Nicht zuletzt ist Design eine Chance, Utopien zu gestalten und eine Metapher für das Leben zu sein.“ Dieses Credo Ettore Sottsassʻ, dass Design mit Mensch, Alltag und Gesellschaft in einem Dialog steht, um unser Leben zu verbessern, bestimmt die Art und Weise, wie wir uns einrichten und leben bis heute. Und nirgends stärker als in der Maxime „The Human Light“ von Artemide, Memphis-Förderer der ersten Stunde, die den Menschen und sein Wohlbefinden in den Mittelpunkt stellt.

 

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