Eigentlich wollte Richard Sapper nur eine funktionale Lampe für seinen Schreibtisch konstruieren: die bloße Arbeitsfläche sollte sie beleuchten, den übrigen Raum dagegen in sanftem Dämmerlicht versinken lassen. Stattdessen erschuf er für Artemide Tizio, und damit: eine absolute Ikone italienischen Designs, die zu den am meisten verkauften Leuchten überhaupt gehört.
Inzwischen ist ein halbes Jahrhundert vergangen, und Tizio überzeugt noch immer durch ihre Modernität, Intelligenz und zeitlose Eleganz. Artemide feiert den 50. Geburtstag seiner Designlegende nun mit einer Special Edition in Richard Sappers favorisierter Farbe Rot. Die Dynamik des Entwurfs wird so einmal mehr unterstrichen: Die langen, filigranen Arme, die fein ausbalancierten Gegengewichte. Der kleine Leuchtenkopf, der Tizio sanft und freundlich wirken lässt, trotz ihres kühl-industriellen Erscheinungsbildes.
„Als wir Tizio 1972 präsentierten“, so der inzwischen verstorbene Artemide-Gründer Ernesto Gismondi, „gab es nichts Vergleichbares auf dem Markt, sie war revolutionär.“ Bis zu diesem Zeitpunkt war man von herkömmlichen Leuchtenmodellen gewohnt gewesen, dass sie eine klar ausgeprägte Verbindung vom Fuß bis zum Leuchtenschirm aufweisen. Der wiederum war meist rundlich und als großer Reflektor angelegt. Richard Sappers Vorstellungen dagegen war andere: Geschickt verwendete der Designer erstmals eine Niedervolt-Halogenlampe, die es ihm ermöglichte, die Arme der Leuchte selbst als elektrische Leiter einzusetzen. Auf diese Weise konnte er eine aufwendige Verkabelung vermeiden. Seither hat sich die Technik beständig weiterentwickelt: Entsprechend verfügt die aktuelle Version der Leuchte über eine eingebaute LED-Lichtquelle
Diese innovative Verbindung aus Form und Funktionalität brachte Tizio im Laufe der Jahre zahllose Designpreise ein. Heute ist sie fester Bestandteil des Metropolitan Museum of Art als auch des Museum of Modern Art (MoMA) in New York. Ein Kultobjekt also, dessen runder Geburtstag zurecht zelebriert wird.